Clara Ianni erhält Werner-Fenz-Stipendium für Kunst im öffentlichen Raum

Clara Ianni, Recherchefoto für Resurrection (2024)

Der steirische herbst und die Stadt Graz vergeben erstmals gemeinsam das Werner-Fenz-Stipendium für Kunst im öffentlichen Raum. Aus 142 Einreichungen überzeugte die renommierte brasilianische Künstlerin Clara Ianni die Jury mit ihrem Konzept einer Performance im Grazer Stadtraum. Das mit 17.000 Euro dotierte Stipendium umfasst die Umsetzung der Arbeit während des steirischen herbst ’24.

Zur Würdigung des Kunsthistorikers und Kurators Werner Fenz (1944–2016) hat das Kulturreferat der Stadt Graz 2020 auf Initiative von über 200 Kunstschaffenden, Kurator:innen, Journalist:innen und anderen Mitgliedern des Kunstbetriebs ein Stipendium für Kunst im öffentlichen Raum eingerichtet. Im Jahr 2021 wurde es erstmals an Hannes Zebedin für das Projekt Die Brücke vergeben, das 2022 im Parallelprogramm des steirischen herbst realisiert wurde.

Werner Fenz war mit dem steirischen herbst eng verbunden und hat unzählige Projekte im Festival kuratiert. Angesichts der Ressourcen des steirischen herbst und seiner langjährigen Produktionserfahrung mit Kunst im öffentlichen Raum lag es nahe, das biennale Stipendium zusammen mit der Stadt Graz auszuschreiben und die Realisierung des Siegerprojekts vollends in den steirischen herbst zu integrieren. Es richtet sich an nationale und internationale Projekte, die sich mit dem sozialpolitischen Kontext von Graz auseinandersetzen, und fördert Kunst, von der entscheidende Impulse für den öffentlichen Raum und den gesellschaftlichen Wandel ausgehen.

Diesen Kriterien folgend, entschied sich die fünfköpfige Jury bestehend aus Nils van Beek, Martin Behr, Ekaterina Degot, Katrina Petter, und Andreas Siekmann einstimmig für das Projekt Resurrection von Clara Ianni.

In ihrer Arbeit beschäftigt sich die 1987 in São Paulo geborene Künstlerin kritisch mit dominanten historischen Narrativen, Machtstrukturen und institutionellen Rahmenbedingungen, einschließlich derer im Kunstbereich. Mit ihrem Projekt im Rahmen des Werner-Fenz-Stipendiums macht Ianni einen Grazer Bestand im öffentlichen Raum sichtbar, der in der Regel vergessen wird. Ausrangierte Bühnenelemente und Requisiten aus dem Fundus der Grazer Theater werden in Iannis Performance wiederbelebt: Bäume, Steine, Wolken oder Blumen – Ausstattungselemente also, die die Natur abbilden. So wird der echten Natur eine künstliche gegenübergestellt, um überraschende Verbindungen zwischen menschlichen und ökologischen Dimensionen zu schaffen.

steirischer herbst startet Sammlung zu Werner-Fenz-Stipendium

Ergänzend zum Werner-Fenz-Stipendium für Kunst im öffentlichen Raum initiiert der steirische herbst die Sammlung des Werner-Fenz-Stipendiums beim steirischen herbst und kauft Originale von zehn ausgewählten Künstler:innen an, die an der Ausschreibung zum Stipendium 2024 teilgenommen haben. Die neue Sammlung wird parallel zum biennalen Stipendium wachsen und vorbereitendes Material wie Entwürfe oder Skizzen der eingereichten Konzeptideen umfassen. Damit wird ein Blick auf unterschiedliche Schaffensprozesse und unrealisierte künstlerische Ideen ermöglicht und die Reflexion der Gestaltungs­möglichkeiten von Kunst im öffentlichen Raum in Graz und darüber hinaus angeregt.

Die Wahl für die ersten Ankäufe fiel auf Tom Bogaert, Chang Gao, Matthias Dämpfle, Danube Transformation Agency for Agency, Department für öffentliche Erscheinungen, Lodewijk Heylen, Christina Köhler, Bernadette Laimbauer, Marc O’Callaghan Selva und Lisa Premke. Ihre Arbeiten repräsentieren einen Querschnitt der künstlerischen Auseinandersetzung, die der Zielsetzung der neuen Sammlung entspricht und die paradigmatisch für Werner Fenz’ Verständnis von Kunst im öffentlichen Raum steht.

Vorbereitendes Material zu Clara Iannis Arbeit ist zusätzlich Teil dieses ersten Bausteins der Sammlung, die im Rahmen des steirischen herbst ’24 in einer eigenen Ausstellung der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Die Ausstellung eröffnet am zweiten Festivalwochenende im Forum Stadtpark und wird anhand des Projekts Kunst Heimat Kunst (1992–94) die Multidimensionalität Werner Fenz’ Wirkens als Kulturschaffender, Historiker und Kurator mit einer Vielzahl an Dokumenten, Interviews und Fotos über die zehn ausgewählten Arbeiten hinaus beleuchten.

Ulrike Fenz-Kortschak: Schenkung an das steirischer herbst-Archiv

Archivmaterial: Schenkung von Ulrike Fenz-Kortschak, Foto: steirischer herbst / Georg Hartwig

Ulrike Fenz-Kortschak, Werner Fenz’ Witwe, hat sich großzügig bereit erklärt, Teile ihres privaten Archivs zum Wirken ihres Ehemanns im steirischen herbst dem Festival zu schenken. Es handelt sich insbesondere um Material zu den Projekten Bezugspunkte 38/88 (1988) und Kunst Heimat Kunst (1992–94), die zu den prägendsten der Festivalgeschichte gehören. Speziell Hans Haackes Skulptur Und ihr habt doch gesiegt (1988) am Eisernen Tor, auf die Neonazis einen Brandanschlag verübten, ist bis heute international bekannt. Korrespondenzen, Skizzen und Fotos werden im Archiv und Recherchezentrum des steirischen herbst künftig Forschenden wichtige Einblicke in diese und andere Arbeiten des Festivals liefern.