Sommersonnenfeste (1959)
Traditionell wurden in ganz Europa zur Sommersonnenwende, die am Johannistag gefeiert und mit Johannes dem Täufer in Verbindung gebracht wurde, Feuer entzündet. Mit dem Aufkommen des Deutschnationalismus traten, insbesondere in der Steiermark, christliche Interpretationen in den Hintergrund und germanische Traditionen in den Vordergrund. Im Jahr 1893 beschlossen die „fünf Grazer Verbände des Germanenbundes“, Gleichgesinnte in den steirischen Städten für die Organisation dieser Feste zu gewinnen, damit „überall in den deutschen Gauen der Sinn für echtdeutsches Wesen wieder erwache“.
Einige Jahrzehnte später nutzte die österreichische NSDAP Sommersonnenwendfeiern als zentrales Propagandamittel. Nachdem zwischen 1934 und 1937 auch die austrofaschistische Vaterländische Front versucht hatte, sie zu instrumentalisieren, übernahm nach dem „Anschluss“ die SS: „Die Feier wird nach Anordnung des Reichsführers SS (Heinrich Himmler, Anm.) im gesamten Großdeutschen Reich vollkommen einheitlich und gleichzeitig durchgeführt.“ Nach dem Untergang des Dritten Reichs wurde die Tradition in Österreich und in Deutschland fortgesetzt. Vielerorts werden die Mitsommerfeierlichkeiten seit 1945 vom ÖVP-nahen Alpenverein und den SPÖ-nahen Naturfreunden organisiert.
Fotografien
Volkskundemuseum am Paulustor / Universalmuseum Joanneum