Präparierte Tiere aus der zoologischen Sammlung (19.–20. Jahrhundert)
Die Abteilung für Zoologie und Botanik (das heutige Naturkundemuseum) ist eine der ältesten des Universalmuseums Joanneum. Ihre Aufgaben waren von jeher widersprüchlich: ein vollständiges Bild der heimischen Flora und Fauna der Steiermark zu präsentieren und zugleich ein Bild der weiten Welt zu vermitteln. Viele der exotischen Präparate und Ankäufe erinnern an die finstere Vergangenheit der Monarchie.
Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts kamen Wanderzirkusse mit fremden Tieren in Mode, allen voran der Zirkus des Zoologen und Unternehmers Carl Hagenbeck (1844–1913). Die Tiere litten oft unter den widrigen Bedingungen und starben in Scharen. Kadaver von Affen und anderen Tieren wurden den botanischen und zoologischen Sammlungen des Joanneums gespendet, damit sie präpariert werden konnten.
Otto Bullmann (Lebensdaten unbekannt) war ein Bauer in Deutsch-Südwestafrika (heute Namibia), der seine Farm Styria nannte. Sie befand sich im Distrikt Gobabis, einem der Orte, an denen sich der deutsche Völkermord an den Herero und Nama zwischen 1904 und 1908 abspielte. Zwei Jahrzehnte später hatte sich Gobabis von diesen Ereignissen erholt und wurde zum „Rinderland“ mit etwa 500 großen Rinderfarmen. Zu den von Bullmann und seiner Familie gestifteten Präparaten gehört auch ein Erdferkel, ein symbolträchtiges Tier der Herero-Mythologie.
Adolf Neunteufel (1909–1979) ging 1932 im Alter von 23 Jahren nach Südamerika (zunächst nach Argentinien). Er verdiente seinen Lebensunterhalt mit dem Verkauf von Präparaten an europäische Museen. Die meisten Tiere, die er an das Joanneum lieferte, waren Vögel. Im Jahr 1941 veröffentlichte Neunteufel ein autobiografisches Buch, Yasi-yateré: Acht Jahre Tierfang und Jagd im Urwald von Paraguay, das in mindestens zwei Auflagen erschienen ist. Darin beschreibt er, wie er eine Hakenkreuzfahne über seinem Zelt hisst, und preist die deutsche Herrenrasse sowie den „Anschluss“, von dem er in der Wildnis im Radio gehört hat. Die Einnahmen aus dem Buch ermöglichten es Neunteufel, während des Zweiten Weltkriegs als freiberuflicher Journalist in Prag zu leben. Anschließend kehrte er nach Südamerika zurück.
In den späten 1930er- und frühen 1940er-Jahren wollte Adolf Meixner (1883–1965), der damalige Leiter der Abteilung für Zoologie und Botanik, eine Ausstellung von Rassehunden zusammenstellen. Grazer Bürger:innen spendeten verstorbene Hunde. Außerdem bot das Museum an, unerwünschte Hunde auf seinem Gelände einzuschläfern, wie im Fall eines Deutschen Schäferhundes, der getötet wurde, weil sein Besitzer die Hundesteuer nicht mehr bezahlen konnte.
Fotos: steirischer herbst / Dietmar Reinbacher