Slawin in Urtracht (1936–37)
Foto: N. Lackner / UMJ
Die Figur einer „Slawin“ (eine Angehörige der slowenischen Minderheit aus der Untersteiermark) gehört zum Trachtensaal des Grazer Volkskundemuseums. Diese enzyklopädische Darstellung der steirischen Tracht war ein Herzensprojekt des Museumsgründers Viktor Geramb. Die Figuren wurden von professionellen Bildhauern geschnitzt, zumeist (wie Slawin) vom katholischen Modernisten Alexander Silveri (1910–1986), aber auch von einem engagierten NS-Parteimitglied und einem weiteren gemäßigten Modernisten, Hans Mauracher (1885–1957). Die Gesichter wurden teilweise von dem bekannten Maler Fritz Silberbauer (1883–1974) geschaffen, der ebenfalls Mitglied der NSDAP war.
Lediglich zwei der 42 Figuren, ein Mann und eine Frau, zeigen Slaw:innen – als barbarische Minderheit und nicht als historische Mehrheitsbevölkerung der Monarchie. Ihre Darstellung – barfuß und in schlichter weißer Kleidung (in starkem Kontrast zur farbenfrohen „echten“ steirischen Tracht) – basiert auf einer Zeichnung von Karl Ruß (1779–1843) aus dem Jahr 1810. Das Aussehen der Figuren wird jedoch auf das „10. bis 19. Jh.“ datiert (während für die steirische Tracht immer die genaue Jahreszahl angegeben wird), was darauf hindeuten soll, dass die Slaw:innen rückständig waren und sich vom Mittelalter bis zur Neuzeit nicht weiterentwickelten.
Teil des historischen Trachtensaals
Holz, Textilien, ca. 185 × 55 × 35 cm
Volkskundemuseum am Paulustor / Universalmuseum Joanneum