AES+F
Graz 2006 (1997)
Foto: N. Lackner / UMJ, ©️ Bildrecht, Wien 2024
Das Islamic Project des ursprünglich aus Moskau stammenden Kollektivs AES+F (gegründet 1987, Moskau, Mitglieder leben in Berlin und New York) begann 1996 mit einer Reihe digitaler Collagen. Sie zeigen westliche Großstädte und Wahrzeichen – das Pariser Centre Pompidou, das Opernhaus in Sydney oder den Berliner Reichstag –, die von karikaturhaften islamistischen Eindringlingen auf Kamelen eingenommen werden. Am meisten provozierte damals die Freiheitsstatue, die eine Burka trug. Beim steirischen herbst ’97 wurde das Projekt auf einzigartige Weise durch die AES Travel Agency to the Future präsentiert, eine glaubwürdige Nachbildung eines Reisebüros mit Postern und Souvenirs.
In den 1990er-Jahren projizierten die Künstler:innen möglicherweise ihre eigenen gemischten Gefühle als Außenseiter:innen, die in die westliche Kunstszene eindringen. Womöglich wollten sie die westlichen Vorurteile gegenüber der islamischen Welt überspitzt darstellen. Ihre Zugehörigkeit war unklar. Fast dreißig Jahre später ähnelt das Projekt auf unbehagliche Weise einem Plakat für die Theorie des Großen Austauschs, die bei den Neuen Rechten so beliebt ist.
Laserdruck auf Papier, 133 × 96 cm
Neue Galerie Graz / Universalmuseum Joanneum