Künstler unbekannt
In Memoriam Hanns Koren (2002)
Foto: steirischer herbst / Dietmar Reinbacher
Es ist ein typisch steirisches Paradox, dass Hanns Koren (1906–1985), ein katholischer Patriot und konservativer Politiker, der einflussreichste Förderer – und oft sogar Gründer – mehrerer militant modernistischer, international ausgerichteter Initiativen im tristen Graz der Nachkriegszeit war (darunter die trigon-Biennale ab 1963 und der steirische herbst ab 1968). Seine Herkunft und sein Lebensprojekt als Volkskundler bedeuteten für ihn, dass die lokale, halb ländliche Kleiderordnung die gleiche Würde und die gleiche moralische Haltung ausdrückten wie die besten Werke der Hochkultur.
Das Porträt von Koren, auf das die Kuratorin des Volkskundemuseums, Birgit Johler, das Festival aufmerksam gemacht hat, zeigt Korens „volkstümliche“ Seite. Das Gemälde stammt aus dem Babenbergerhof, einem einzigartigen, traditionsreichen Gasthaus. Es wurde für die bekannte „Anni-Wirtin“ (Anna Maria Zimmermann) als Gegenleistung für unbezahlte Rechnungen angefertigt – von einem Künstler, dessen Name nicht überliefert ist. Das Porträt befindet sich normalerweise im Flur des Lokals. Koren verkehrte gerne im Babenbergerhof und inspirierte Anni zum Lesen und Rezitieren des patriotischen Heimatdichters Hans Kloepfer (1867–1944), der leider für seine Verbindungen zum Nationalsozialismus berüchtigt ist.
Acrylfarbe auf Leinwand, 104 × 125 cm
Mit freundlicher Genehmigung von Anna Maria Zimmermann