VALIE EXPORT

HOMOMETER (1973)

Mit großen Brotlaiben an den Beinen schleppt sich die Künstlerin durch den Sand. Sie taucht aus dem Meer auf und geht nach einer Weile wieder hinein, sodass der Eindruck entsteht, sie könnte sich umgebracht haben. In HOMOMETER (Teil von Identitätstransfer 1–3, einer Reihe von selbst inszenierten Performances) denkt VALIE EXPORT auf provokante Weise Brot neu. Traditionell ein Symbol für Mutterschaft, Geburt und Auferstehung, erscheint es hier als schwere und bedrückende Last, die vorwiegend von Frauen getragen wird.

Als feministische Pionierin hat EXPORT die gewaltsame Dimension des viel gepriesenen traditionellen Familienmodells aufgedeckt und angegriffen. Ihre Hauptinspiration für diese Aktion war Du pain et du bled (Über das Brot und das Hinterland, 1774), ein Essay des überaus produktiven und geheimnisvollen Schriftstellers Simon N. H. Linguet (1736–1794), der während der Französischen Revolution guillotiniert wurde, weil er die Ernährung des Volkes verunglimpfte. Brot war für Linguet ein „langsames Gift“ und eine Quelle der Abhängigkeit, die er für alle menschlichen Laster verantwortlich machte, einschließlich Sklaverei und Despotismus.

VALIE EXPORT (1940, Linz, Österreich) ist eine Künstlerin im Bereich der konzeptuellen Medien, der Performance und der Filmkunst und Teil der feministischen Avantgarde in Österreich. Ihr Werk wurde international auf zahlreichen Biennalen und in Einzelausstellungen gezeigt und befindet sich in Sammlungen bedeutender Institutionen wie dem Centre Pompidou, Paris; der Tate Modern, London; dem Museo Reina Sofía, Madrid, dem MoMA, New York; und dem MOCA, Los Angeles. Im Jahr 2022 erhielt sie das Große Silberne Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich. EXPORT lebt in Wien.

Mit freundlicher Genehmigung von VALIE EXPORT

Fünf Schwarz-Weiß-Fotografien, je 29,6 × 39,6 cm

Mit freundlicher Genehmigung von VALIE EXPORT