Horror Patriae Ausstellung
Kabinett der Gipfel und Hügel
Es war die europäische Romantik, die das Spektakel hoher Berge erstmals zu schätzen wusste, anstatt sie als logistisches Hindernis zu betrachten. Bereits Mitte des 18. Jahrhunderts stellte der englische Philosoph Edmund Burke (1729–1797) eine Verbindung zwischen den Bergen und der Idee des Erhabenen her – einer Form von nicht klassischer, moderner Schönheit, die ein erschreckendes, übermenschliches Element enthält. Eine solche Sichtweise stützte sich fast ausschließlich auf die Alpen mit ihren widersprüchlichen italienisch-deutschen Assoziationen von ästhetischen Idealen und geistiger Tiefe.
Philosoph:innen und später alle Bildungsbürger:innen verwandelten sich in Tourist:innen; eine Alpenreise mit einem Wanderstock und einem Reiseführer in der Hand war ein Muss. Einsame Wanderer, zumeist Männer, erlebten den Nervenkitzel eines Bergpanoramas, das später in Poesie übersetzt wurde. Die Einheimischen – darunter auch Dichter:innen und Schriftsteller:innen –, die mit den gefährlichen Bergpfaden besser vertraut waren, sahen in dieser Landschaft eher eine ruhige, unberührte und blühende Natur, deren Reinheit der Horizont war, den die Menschheit in Demut erreichen sollte.
Im Laufe der Jahre wurden alle möglichen spirituellen Werte in die Berge projiziert und ideologische Konstruktionen um sie herum errichtet. Eine einfache Landschaft aus dem 19. Jahrhundert wie Berchtesgaden enthält bereits ihre Zukunft, als sie zum Rückzugsort Adolf Hitlers (1889–1945) und zum angeblichen „letzten Rückzugsort“ der fast besiegten Nazis wurde. In der heutigen Steiermark schwankt die Haltung gegenüber den Bergen zwischen einem Gefühl der Heimatverbundenheit (wobei es von Vorteil ist, dass die meisten Berge des Landes von bescheidener Höhe sind) und einem Schauer der Bewunderung.